Rock Hard Festival 2025

06.06. – 08.06.2025 Gelsenkirchen Amphitheater Nordsternpark

Viel wurde im letzten Jahr spekuliert über das Fortbestehen des Rock Hard Festivals. Vermutungen es würde gar umziehen oder der Campground würde verlegt werden. Seit diesem Jahr wissen wir. Letzteres war der Fall.

Das Campinggelände wanderte nun auf die gegenüberliegende Seite des Amphitheaters am anderen Ufer der Emscher. Faktisch ist dieser Platz sogar besser als der Alte. Keine Steinflächen über die man mit der Sackkarre juckeln muss, keine Unebenheiten, ausgebaute Wege und man bekommt die Heringe tatsächlich in den Boden geschlagen. Aber es fehlt die Gemütlichkeit des alten Platzes. Dieses Gefühl jedes Jahr in seinem Wohnzimmer zu sein. Die Nachbarn die man jedes Jahr aufs neue neben sich hatte sind auf einmal ganz woanders. Das wird sich mit den Jahren noch alles einrichten aber fürs erste fühlt es sich noch etwas Fremd an. Dafür gibt es aber auch ein wichtiges Stück Rock Hard Geschichte wieder zurück. Nach zwei Jahren ist die Alte Secrurity wieder im Graben. Diesmal nicht über `CCS` sondern über ihre neue Firma `Pit Unicorns`. Das ganze sorgt auch gleich für eine ganz andere Stimmung. Welcome back Dudes and Dudines. Für das unterirdische Wetter kann keiner was. Aber die Preise am Merch Stand sind, meiner Meinung nach, bodenlos. 30€ für ein Festival Shirt, welches dann noch nicht einmal das Motiv auf dem Layout der Homepage bzw dem Programmheft, welches wirklich schnieke ist, abbildet. Dafür gibt es mittlerweile eigene Festivalbecher für die Getränke mit unterschiedlichen Motiven. Der Bierpreis ist mit 5,50€ für 0,4 L Bier zwar immer noch zu hoch. Das ist ja aber ein Standartpreis überall in der nach Corona Zeit. Für die Becher wird aber ein Pfand üblich womit ein Becher Bier auf 8,50€ ansteigt. Immerhin wer die Becher behalten möchte kann bei den Bierverkäufern selbigen wieder auffüllen lassen und dann für Seine Sammlung behalten.

So genug davon wir gehen rein in die Musik

06.06.2025 Thrash Friday

Achtung an alle mit Laktoseintoleranz. In diesem Review ist Sanhedrin. Die Band aus Brooklyn/New York hat einen speziellen Sound der sich gleichermaßen an den Trademarks der NWOBHM und dem klassischen US Metal bedient. Doch so gut wie Songs wie „Blind Wolf“ auch handwerklich rüber gebracht werden. So gut Erica Scholtz` stimme auch ist. Der Band fehlen die ganz großen Hooks, irgendetwas was die Musik in der Großhirnrinde festsetzt. Die Performance ist für eine Triobesetzung sogar noch dynamisch. Zu sehen gibt es aber dennoch nicht viel. Das macht den Auftritt zwar mehr als solide aber eben nichts was lange im Gedächtnis bleibt.

Bei Attic sieht das schon anders aus. Ihre Bühnen Dekoration, die sie tatsächlich mal aus den Beständen einer echten geschlossenen Kirche erworben haben, machen schon ein beindruckendes Bühnenbild. Passend dazu ist das Wetter eh nur so meh. Die Performance der Band ist über jeden Zweifel erhaben. Nur der Gesang von Meister Cagliostro könnte lauter sein. Die Klassiker wie „The Headless Horseman“ kann aber eh jeder mitsingen. Und am ersten Tag sitz auch meine Kopfstimme noch ganz gut.

Das `Dumb Trump Shirt`, Ein T-Shirt Motiv auf dem sich eine Karikatur von Donald Trump selber in den Kopf schießt, war zur ersten Amtszeit des Mannes ein Verkaufsschlager. Heute sieht man die Shirts vereinzelt auch. Angeboten wird es aber , wohl aus Angst vor Restriktionen, von der Band nicht. Dennoch ist der Gig der ersten Thrash Metal Band am heutigen Tage , Municipal Waste, auch einer der Besten des Freitags. Wenn man direkt schon mit „Sadistic Magican“ einsteigt hat man das Publikum eh schon auf seiner Seite. Zwar gibt es keine Strandtiere mehr die ins Publikum geworfen werden. Braucht es aber auch nicht. Der Pit zirkuliert auch ohne wie blöde.

Dagegen wirken Death Angel etwas farblos. Klar die Band ist weniger auf Spaßthemen fokussiert als es die Kollegen vor ihnen waren. Aber obwohl der Gig weit entfernt von schlecht ist, will es heute nicht so ganz wuppen. Ein wenig hat man den Eindruck die Band macht Dienst nach Vorschrift. Einstempeln, das nötigste tun, Ausstempeln. Also so wie jeder von uns fünf Tage die Woche. Zwar sind alle Songs da „The Dream Has Called For Blood“ zum Beispiel. Aber heute geht der Gig als nur Solide über die Zeit.

Ich war nie ein großer Queensrych Fan. Deshalb gibt mir der Goeff Tate special „Operation Mindcrime“ Gig so gar nichts. Erst zum Headliner schlage ich wieder vor der Bühne auf.

Thrash Metal die Dritte. Exodus aus der Bay Area randalieren sich über die Bühne. Das Gary Holt nach seinen Slayer Verpflichtungen endlich wieder in seiner Stammband auftritt ist cool aber nicht überraschend. Das Rob Dukes wieder ins Mikro keift dagegen schon. Ich gebe zu das es komplett an mir vorbei gegangen ist das Zetro die Band verlassen und Dukes seinen alten Posten zurück bekommen hat. Für mich ist das ganze aber auch eindeutig die besser Konstellation. Rob Dukes, der immer wie ein angepisster Hooligan rüber kommt, verkörpert einfach mehr das Kredo `Good Frindly Violent Fun` der Band. Und Titel wie „A Lesson In Violence“ nimmt man dem Mann auch ehr ab. Das gilt übrigens auch für „War Is My Shepherd“. Auch Cool, das Backdrop scheint zu fluoreszieren.

So cool das auch alles Ist. Drei Thrash Kapellen nahe zu hintereinander spielen zu lassen, sorgt ein wenig für eine Übersättigung des Genres. Zumindest ging es mir so. Aber das ist Jammern auf hohem Nivea…. oder so.

07.06.2025 Sadley Saturday

Ich habe lange überlegt ob ich den folgenden Teil mit ins Review nehme. Aber ich denke vielleicht gibt es unter meinen Lesern Menschen mit ähnlichen Problemen die sich hier wieder erkennen und so hoffentlich wissen dass sie nicht allein sind.

Das es ein scheiß Tag werden würde merke ich recht schnell. Stimmungsschwankungen bestimmen meine Gefühlswelt. Mal bin ich unendlich genervt von allen anderen Besuchern des Festivals. Im nächsten Moment versinke ich in tiefer Melancholie. Dafür kann niemand etwas. Aber der Moment ist einfach nur ungünstig. Das ekelhafte Wetter tut sein übriges. Aber was soll man machen? Einfach weiter atmen, ne Ballerbrause aufgemacht und irgendwie durch den Tag kommen.

Den Soundtrack zu meiner Depression liefern heute u.a. The Night Eternal. Der dunkle Heavy Metal der Ruhr Pötter trägt eine melanchlie in sich die vielleicht nicht auf den ersten Ton wahrnehmbar ist. Getragen werden Songs wie „Take Me Over“ oder “ Prince Of Darkness“ Von Frontmann Recardo Baum`s einmaliger Stimme. Was dieser aber so in seiner Freizeit macht kann ich nicht sagen. Im Letzten Jahr besuchte er das Festival mit gebrochenem Bein. Dieses Jahr hat er eine geklammerte Platzwunde über dem linken Auge. Ich muss der Band hier aber auch meinen Dank aussprechen. Die Musik hilft mir gerade sehr.

Selbiges gilt für die Niederländer von Dool. Frontperson Raven Van Dorst drückt ihren Weltscherz so poetisch aus wie kaum jemand anderes. Die Musik, die gleichzeitig fragile Zerbrechlichkeit und schwere Doom artige Riffs verbindet, ist fern ab jeder Genreschublade. Für die heutige Show ist sogar Urschlagzeuger Micha Haring wider zurück hinter die Schießbude gestiegen. Und auch hier gilt. Diese Musik ist genau das was meine Psyche gerade braucht.

Das dachte ich eigentlich auch von Threshold, während ich mir an der Cocktailbar noch schnell einen Emotional Support Cocktail besorge. Die Briten waren immer ein Garant für emotional ergreifenden Prog Metal und meines wissen nach auch neben Dream Theater die Könige dieser musikalischen Disziplin. Allerdings ist es auch das erste mal das ich die Band, seit dem Ausstieg des unglaublich charismatischen Frontmanns Damian Wilson, wieder sehe. Und direkt wird eines ganz deutlich. Die Musik ist klasse. Aber der Gesang passt einfach nicht. Zumindest ist das mein Urteil. Denn gleich der erste Song „Slipstream“ ist ein Dauerbrenner denn ich nur mit Wilson`s Stimme assoziieren kann! Auch bei stücken wie „Falling Away“ oder „Small Dark Lines“ will es nicht so ganz zünden. Um das klar zu stellen. Glynn Morgan macht absolut keinen schlechten Job. Aber der Schatten den sein Vorgänger immer noch wirft ist einfach zu groß.

Zwar hat mir die Musik sehr geholfen den Tag bis hier hin gut zu überstehen. Die Hobby Ägyptologen von Nile sind mir an dieser stelle dann aber doch etwas zu technisch. Auf dem weg zum Campground erlebe ich dann noch die Situation eines etwas beleibteren Mannes, der es beim betreten des Dixis wohl so eilig hat das er minutenlang das ganze Konstrukt dermaßen zum schwanken bringt das zu befürchten ist das es gleich komplett umfällt. Das ganze ist dann aber immerhin für einen Lacher gut. Auch bei mir.

Man könnte meinen Crimson Glory haben, mit ihrer Position zwischen zwei Death Metal Kapellen, die Arschkarte gezogen. Dem ist aber nicht so. Nostalgiker, Neugierige oder ,wie ich, zu spät geborene, füllen das Amphitheater voll aus. Die US Prog Metal Legende tritt zwar mittlerweile unmaskiert auf (obwohl sie mit ihren Masken im Programheft sogar beworben wurden). Doch der Sound sitzt. 2023 reformierten sich die Amis zum dritten mal. Das ist auch mal eine Leistung. Der heutige Set bietet eine gute Werksschau. Es ist nicht spektakulär aber es ist gut und man ist froh es mal gesehen zu haben.

Das Jahr ist zur Hälfte rum und zack ist schon wieder Dismember. Die Schwedische Ballerburg ist heute der Tagesheadliner und das auch vollkommen zu Recht. War ihr Auftritt auf dem PartySan 2023 noch etwas spröde kann man heute wieder begeistern. Und weil im Metal eh alle Maiden Fans sind, widmet man „Tragedy Of The Faithful halt eben Steve Harris`Band.

Der Tag war unglaublich Kräftezehrend für mich. Aber er hat wieder einmal verdeutlicht wie wichtig Musik als Ausdrucksform ist. Selbst wenn man diese nur konsumiert hilft sie Emotionen zu verarbeiten und hat eine reinigende Wirkung. Unterstütz eure Bands ihr werdet sie brauchen.

08.06.2025 Super Sunday

Ich habe die depressive Phase hinter mir gelassen. Ein Dank auch an meine Mitcamper die mir den nötigen Abstand gewährt haben. Der letzte Tag des Rock Hard´s ist nicht mider beschissen was das Wetter angeht. Aber wenigstens ich komme wieder klar.

Langjährigen Leser dieses Magazins dürfte bekannt sein das ich Melodic Death Metal sehr liebe. Darum freut es mich umso mehr endlich auch wieder auf dem Rock Hard eine Band dieses Genres zu bekommen. Die Osnabrücker Hiraes mit, der Hannoveranerin und ex-Cripper Frontfrau, Britta Görtz, liefern melodisches Geballer aller bester Art. Stücke wie „About Lies“ oder die Kampfansage „We Owe No One“ zaubern etwas leben in den Kadaver der sich Inquisitor nennt. Und Britta die irgendwie immer etwas untergeht wenn es um Frontfrauen im Metal geht, ist stimmlich auf Höhe zu Arch Enemy`s Alica einzuordnen. Mindestens!

Exentrik dem sein Vadder liefern die Schweden von The Crypt. Obwohl ihr Debüt Album bisher nur über Rock Hard zu beziehen ist, haben anscheinend nicht wenige, mich eingeschlossen, es trotzdem zu Hause stehen und wissen was sie jetzt erwartet. Hinter der Doom Kombo steht niemand geringeres als Schwedens Experte für verdoomung Leif Edling. Der Candlemass Bassist der auch für das Songwriting bei Avatarium zuständig ist, ist auch hier der Hauptsongschreiber. Auftreten tut der Mann leider nur noch mit seiner Hauptband (Leif leidet seit einiger Zeit an einem chronischen Erschöpfungssyndrom) Die Ästhetik der Musikvideos gleicht den alten Hammer Studio Horrorfilmen aus den 60er Jahren. Frontfrau Pepper Potemkin hat für ihre Bühnenpersona offensichtlich im Kleiderschrank von Arthur Brown gewildert. Dazu ist die gute Dame auch Burlesque Tänzerin was sie im verlauf der Show auch zur Schau stellt und Teile ihres Kostüms lasziv tanzend ablegt. Die Musik selber ist eine geschickte Mischung aus Metal und 70er Jahre Okkult Rock. Dazu noch ein Paar Grabsteine für die Atmosphäre, die vom Wetter sogar profitiert. Fertig ist die Kleine Horrorshow.

Zu „Layla“ von Derek And The Dominos betreten die Jungs von der Opel Gang ( na wer raft die Anspielung? ) Deserted Fear die Bühne. Mit „The Truth“ wird der Gig eröffnet und ähnelt im großen und ganzen der Show die sie auch hier in Osnabrück gespielt haben. Fabian Hildebrandt, der inoffizielle Frontmann meiner Meinung nach, hat obendrein großen Spaß mit den Kameras vom Rockpalast. Mit einer schon fast kindlichen Neugier möchte er auch mal wissen wie schwer so ein Teil ist und lässt sich die Kamera kurzerhand übergeben. Das die Thüringer über die letzten Alben immer melodischer geworden sind wissen sie auch selber. Nehmen aber mit einer mehr als ironischen Bemerkung dazu den Kritikern den Wind aus den Segeln. Für mich sind die Jungs eh schon eine der besten Melo Death Band die keine Melo Death Band ist.

2003 hatte das Rock Hard zuletzt eine Band aus Afrika im Billing. 22 Jahre später stehen nun mit Myrath aus Tunesien Musiker aus Nordafrika auf der Bühne. Die Band spielt eine Art Oriental Metal wie man ihn vergleichsweise auch von Orphaned Land kennt. Zudem ist ihr Frontmann dermaßen Fan unseres Landes (Sein Cousin der in Deutschland lebt steht im Publikum) das er tatsächlich versucht deutsch zu lernen und auch teile seiner Ansagen in deutsch tätigt. Das er dabei auch uralte `Deine Mutter ` Witze ausgräbt hatte ich nicht erwartet. So haut er mal eben den Satz `Deine Mutter heißt Walter und zieht LKWs auf DSF` raus. Ob er weiß das der Sender Mittlerweile seit fast 20 Sport1 heißt kann ich nicht sagen. Der Orientalische Power Metal wird zusätzlich noch mit einer Tänzerin, die immer mal wieder auf einem Podest zwischen Drumriser und Keyboard tanzt, visuell untermahlt. Ich weiß nicht ob ich es mir Zu Hause auflegen würde, bin aber froh es gesehen zu haben.

40 Jahre „Balls To The Wall“. Na wer fühlt sich alt? Dikscheider spielen dem zu Ehren das Album heute am Stück. Als der Set mit dem Titeltrack eröffnet wird und im Anschluss dann „London Letherboys“ folgt wird auch klar das es in der chronologischen Reihenfolge erfolgt. Udo selber sieht mit seinen Weißen Handschuhen und der, ebenfalls weißen, Schirmmütze aus, als währe er gerade frisch vom Golfplatz gekommen…… aber in Tarnhose. Stimmlich hat der Mann schon bessere Tage gehabt aber mein Gott er wird halt auch älter.

W.A.S.P. dürfen dieses Festival abschließen. Wie viel bei Blacky Lawless und seinen Sidekicks wirklich noch Live ist kann man nie genau sagen. Dennoch ist es gerammelt voll vor der Bühne. Diese wird von einem riesigen Backdrop mit Comichaften Werbeplakaten geziert, die alle samt Anspielungen an Songs und Alben der Band sind. Dazu kommen nach zwei gigantische Sidedrops, die an extra Traversen hängen und die Bühne wirklich zu einem Raum mit drei Wänden werden lassen. Jetzt nur noch ein Paar Tarnnetze über die Verstärker und Abfahrt. Das zumindest doch noch etwas Live gespielt wird merkt man dem Set aber an. Blackys stimme ist nicht bei 100% und er verspeilt sich auch in einer Introsequenz gleich mehrfach. Abenteuerlich ist auch die Setlist. Diese ist zwar nicht schlecht aber beinhaltet mit „Wildchild“ gerade mal einen Klassiker. Das komplette „The Crimson Idol“ Album wird ignoriert. Weder der Titeltrack noch „Chainsaw Charlie ( Murders In The New Morgue ) finden ihren Weg in das Set. Das der Set dann noch 10 Min früher endet als geplant ist für W.A.S.P. Verhältnisse ja fast schon eine Punktlandung. Gab es doch sogar schon Gigs bei denen 30 min vorher schon Schluss war.

Das war es also das Rock Hard 2025. Der Neue Campground wurde angenommen muss sich aber erst noch den Kultstatus des Alten erarbeiten. Die Merchpreise waren Bodenlos und für das Wetter kann kein Mensch was. Dafür war das Line Up Knackig und die Secrurety endlich wieder eine Securety. Dann also bis nächstes Jahr. Cheers

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