27.06 -28.06. 2025 Dischingen Baden Würtemberg
Es ist wieder Zeit für 600Km Anreise. Das Pressluftzelt am Härtsfeldsee geht in die nächste Runde. Und weil euch das Review zum Death Earth Festival von Thomas gut gefallen hat, gibts diese Nachbetrachtung in der Tag Team Edition.
Wilkommen zu `Zwei Stühle Eine Meinung` Rock Am Härtsfeldsee.
Freitag27.06.2025
Anreise wie immer am Freitag. Das Bier lässt auf sich warten. Der Wirt ist trotz Absprache nicht da. Das gibt Abzüge in der B Note. Es dauert tatsächlich eine geschlagene Stunde bis Bier und Verpflegung ihren weg auf den Tisch finden. Is jetzt nich so geil. Besser läuft es dagegen auf dem Gelände. Punkt 17:00 Uhr geht das Gatter auf und der Einlass erflogt mit dem wohl entspanntesten Storm Of The Infield in der Geschichte der Live Musik. Seit dem das Kiffen teillegalisiert wurde scheinen alle etwas mehr durch die Hose zu atmen.
Kurz vor halb Sechs. My Marry Machine eröffen das diesjährige Festival. Klassische Trio Besetzungen sind ja generell nichts neues. Das dabei aber die Person am Mikro kein Instrument in der Hand hat sieht man ehr selten. Hören tut man es aber leider auch. Denn dadurch das der Bass fehlt, fehlt auch der Druck und das Fundament für die ansonsten solide Musik. Die Gitarre muss also hier nicht nur die Melodieführung übernehmen sondern auch etliche Soundlöcher stopfen. Für die Zukunft wäre hier wohl ein Bassist eine sinnvolle Investition. (Inquisitor)
Die erste Band um 17:25 Uhr ist My Merry Machine. Ein süddeutsches Trio, das nur mit Gitarre, Drums und Sängerin auftritt. In meinen Augen fehlt da echt der Druck eines Tieftöners. Ansonsten spielen die drei soliden Metal, der aber auch ein bisschen nichtssagend ist und daher bei mir nicht wirklich hängenbleibt. (Thomas)
Bei einer Band mit den Namen League Of Distortion hätte ich ein wenig was anderes erwartet. Vielleicht wirklich mehr Verzerrung (Distortion). Stadessen bleibt mir die Band ehr als irgendwie Gothic aber dann doch nicht, mit Frontfrau in Erinnerung. Definitiv keine Schlechte Kapelle. Aber wirklich viel hängen bleibt nicht. (Inquisitor)
Als zweite Band des Abends entern League of Distortion die Bühne, um uns ihren melodischen Metal rüberzubringen. Das Ganze ist schon deutlich druckvoller als die vorherige Truppe. Sängerin Anna „Ace“ Brunner hat eine interessante Stimme und interpretiert die Songs sehr kraftvoll. Manchmal hat man das Gefühl, dass sie kurz ins Growlen abdriften möchte, bleibt aber doch im Klargesang. Echt klasse Stimme! (Thomas)
The Raven Age sind definitiv die interessanteste Band der ersten Hälfte. Die Londoner spielen schon Heavy Metal aber mit ordentlich Groove und wirken optisch schon fast wie eine Core Band. Aber von allen drei, der ehr unbekannteren Bands, reißen sie heute am meisten. Das liegt nicht zu Letzt auch an der Gitarrenarbeit von George Harris und dem Charissma ihres Frotmannes der auch gerne mal auf dem Wellenbrecher performend. (Inquisitor)
Nach einer Umbaupause stehen The Raven Age auf der Bühne. Die Band um Gitarrist George Harris – Sohn von Iron Maiden-Basser Steve Harris – wurde 2009 gegründet und spielt modernen Metal mit leichten Einflüssen aus dem Metalcore, allerdings mit klarem Gesang. Der vordere Bereich der Bühne füllt sich schnell, sodass man annehmen kann, dass es dem Publikum gefällt, was die Briten da abliefern. (Thomas)
Mit Orden Ogan kommen wir langsam in den Headliner Bereich des ersten Tages. Das meine ich übrigens wortwörtlich. Denn die Atmosphäre und Stimmung die die Jungs schon mit ihrem Intro „Sauerland“ von Zoff aufbauen, kann heute keiner mehr halten. Den Einstig ins Set mit „Fever“ kann man schon mal machen. „Heart Of The Android“ oder auch das, kurzer Hand in „Oder Of Beer“ umbennate, „Order Of Fear“ sorgen für eine Hitdichte die so keine andere Band mehr toppen wird. Und während Bands wie Ghost mittlerweile Handys auf ihren Konzerten verbannen, wollen Orden Ogan sogar das man „Gunman“ mit filmt. Den Schlusspunkt setzt man , natürlich , wieder mit „Things We Belive In“.(Inquisitor)
Das Zelt füllt sich langsam und die Temperaturen steigen, als Orden Ogan um 20:15 Uhr beginnen. Als Einspieler ertönt das Lied „Sauerland“ aus den Boxen, damit auch jeder weiß, woher die Band stammt.
Die Truppe um Shouter Sebastian Levermann legt druckvoll los – damit ist auch klar, wohin die Reise geht: Power Metal „Made in Germany“. Mir gefällt sehr gut, was die Band da abliefert, und auch das Publikum feiert die Sauerländer ab. Der Sound ist übrigens an diesem Abend echt super – die Energie von Orden Ogan kommt richtig gut rüber. (Thomas)
Soulfly sind schon ne Bank. Auch wenn Orden Ogan heute der Headliner der Herzen sind, Die Brasilianer um Sepultura Urfrontmann Max Cavalera liefern ab was man von ihnen erwartet. Thrash Metal mit brasilianischer Prägung. Dafür verantwortlich ist auch das tribal Drumming seines Sohnes. Dieser war übrigens schon bei Sepulturas „Chaos AD“ zu hören. BZW sein Herzschlag im Intro. Zwar startet man heute etwas verspätet aber der Einstieg mit „Seek And Strike“ reißt das wieder raus. Zwar ist Max ein durchaus politischer Mensch. Doch die Situation in seiner Wahlheimat USA scheint auch ihn abzuschrecken. Dafür sprechen aber stücke wie „Back to The Primitiv“ eine deutliche Sprache (Fuck all Your Politics) (Inquisitor)
Soulfly, die als Nächstes spielen, schaue ich mir nur nebenbei von draußen auf der Videoleinwand an. Ich mag die Musik von Soulfly einfach nicht. Und nur weil Max Cavalera die Hauptperson ist, heißt das nicht automatisch, dass jedem gefallen muss, was er da macht (Thomas)
Mainevent….ähm Headliner Zeit am Härtsfeldsee. Zwar waren Eisbrecher bereits vor zwei Jahren schon einmal an der selben Position, aber damals haben sie nicht den „Pokerap“ gespielt. Spoiler diesmal auch nicht. Die Produktion kann sich durchaus sehen lassen. Große Bühnenaufbauten wechselnde Kostüme und, zum Leidwesen der Security, bei „Eiszeit“ ein Schneesturm aus Schaumkanonen. Dazu kommt die Band auch in arktischer Ausrüstung und in einem Fall sogar mit Eisbärkopf auf die Bühne. Politische Kritik gibt es hier zu Hauf. Etwa bei „Waffen Waffen Waffen“ oder auch „This Is Deutsch“ , bei dem sich Frontmann Alexander Wesselsky ein Rednerpult auf die Bühne stellen lässt, um gleich mal mit Bayrischem Filzhut den Populismus anzukreiden. Denn wenn wir es mal nüchtern betrachte. Sind wir im Grunde auch nicht besser als die Amis. (Inquisitor)
Als letzte Band und Headliner betreten Eisbrecher die Bühne. Mich persönlich haben die fünf Musiker an diesem Abend total begeistert. Licht und Sound waren einfach allererste Sahne: brachial, druckvoll und klar – so lässt sich der Sound am besten beschreiben. Frontmann Alexander Wesselsky weiß, wie man das Publikum begeistert. Die Menge tobt und singt mit. (Thomas)
Samstag 28.06.2025
Traditionen müssen gewart werden. Mittagessen auf Burg Katzenstein muss also sein. Anschließend wird im örtlichen Netto noch was zum ballern gekauft. Prost!!!
Die erste Band des Tages hört auf den Namen Vodoo Kiss aus dem Ostalbkreis. Neben dem eigentlichen Frontmann ist auch Steffi Stuber von Mission In Black als Vokalistin mit auf der Bühne. Sie spielte mit ihrer Band bereits im Vorjahr als Opener auf dem Festival. Kenne tut man sie außerdem von ihrem The Voice Of Germany auftritt bei dem sie „Ghost Walking“ von Lamb Of God performte. Trotz ihres Zutuns klingt die Band sehr Gothic lastig was auch die Bühnenoutfits der Musiker unterstreichen. Ihr Opening Track „The Bauty And The Beast“ hat zu Beginn aber erstaunliche Ähnlichkeit mit „2 Minuets To Midnight“. (Inquisitor)
Den Auftakt am Samstag bestreiten die Ostalbkreis-Lokalmatadoren Voodoo Kiss, die von Steffi Stuber (Mission in Black, The Voice of Germany) unterstützt werden. Das Quartett legt einen flotten Start hin und die ersten Fans finden sich schnell vor der Bühne ein, um die Band abzufeiern. Ich persönlich habe mir die Band vom Bierstand aus angeschaut, fand es aber wirklich sehr nett anzuhören. (Thomas)
Lacrimas Profundere sind Wiederholungstäter und traten zuletzt 2022 am Härtsfeldsee auf. Musikalisch auch irgendwo zwischen Gothic Metal und Melodischem Core, sind sie vor allem für ihren kontaktfreudigen Frontmann mit Hyperaktivitätssyndrom bekannt. Statt auf der Bühne seine Runden zu drehen springt er nach wenigen Minuten schon auf dem Wellenbrecher herum, zettelt einen Pit um sich selber herum an und macht einfach mal den Eddie Vadder indem er an der Bühnentraverse hochklettert während er weiterhin seine Gesangspart erledigt. (Inquisitor)
Nächster Act sind Lacrimas Profundere. Die Band aus dem bayrischen Waging am See spielt Dark Metal – oder ist es Goth Metal? Egal! Sänger Julian Larre hat das Publikum sofort im Griff. Der Gesang wechselt von Klargesang zu Growlen und wieder zurück. Sehr interessant, das Ganze. Wobei der Sänger, glaube ich, sowieso hyperaktiv ist. Was der hin und her läuft und mit der Crowd agiert – einfach Wahnsinn! (Thomas)
während ich kurz vor Moon Shot noch einmal auf Toilette gehen will, bleibe ich am Autogrammstand hängen. Warkings haben ihre Signing Session und halten diese in voller Montur ab. Muss man mal gesehen haben. Nichts desto trotz kehre ich zum Beginn der nächsten Show wieder vor die Bühne zurück. Moon Shot aus Finnland spielen relativ modern gehaltenen Rock. Die Band besteht aus ehemaligen Mitgliedern der Bands Lapko, Disco Enssemble und Children Of Bodom (Das ist mal ein Mix!). Als Quintessenz dessen kann die Musik aber dennoch nicht bezeichnet werden. Was auch daran liegt das ich das Schaffen der erstgenannten Bands nicht kenne und es auch keine anleihen der Bodoms Kinder im Sound gibt. Auch sehen die Akteure mit ihren Kurzhaarfrisuren und eleganten Anzügen etwas zu Clean für meinen Geschmack aus. Es wirkt ehr wie so eine typische Nachmittags Band bei Rock Am Ring. Kann man machen. (Inquisitor)
Nach einer kleinen Umbaupause stehen Moon Shot auf der Bühne. Basser Henkka Seppälä ist in der Metal-Szene kein Unbekannter – schließlich hat er bis 2019 bei Children of Bodom den Tieftöner malträtiert. Ansonsten ist die Musik der Finnen eher unscheinbar, wie ich finde. Sänger Ville Malja bemüht sich redlich mit seinem cleanen Gesang, aber mich holt die Band nicht ab. Irgendwie zu poppig für meinen Geschmack.Mein persönliches Fazit: Verzerrte Gitarren und ein gestandener Metal-Basser machen noch lange keine erstklassige Metalband. 2 von 5 Sternen. (Thomas)
Die bereits angesprochenen Warkings betreten nun die Bühne. Ihr Gimmick aus gefallen Kriegern ihrer jeweiligen Epoche sollte in Power Metal Kreisen mittlerweile bekannt sein. Während sie bei der Autogrammstunde noch in Deutsch kommunizierten spricht ihr Frontman, der Tribun, während des Auftritts nur und Englisch und versucht den Namen des Ortes Dischingen irgendwie zu latainisieren. So sind wir, das Publikum nun offiziell die Dischingers (Hat nicht ganz so gut geklappt). Als er dann aber zwei Töchter der Veranstalter auf die Bühne holt und den Krieg gegen Schlager und Popmusik ausruft, switched er dann doch mal ins Deutsche und kann seinen österreichischen Akzent dann nicht mehr verbergen. Bei Songs wie „Sparta“ oder „Gladiator“ tauch auch schon mal die ein oder andre Kriegsstandarte im Auditorium auf. Stimmungsmäßig ist das Ganze an diesem Tag kaum noch zu überbieten und mit Orden Ogan am Vortag sind sie klare Sieger des Festivals. Power Metal geht halt immer. (Inquisitor)
Auf den Auftritt von Warkings freue ich mich schon sehr – sie stehen bereits zum zweiten Mal auf der Zeltbühne in Dischingen. Irgendwie ist der letztjährige Gig aber an mir vorbeigegangen – warum, weiß ich auch nicht.
Die Band um Sänger Tribun (Georg Neuhauser von Serenity) spielt Power Metal mit Texten, die sich hauptsächlich um Schlachten drehen, die die vier Kämpfer angeblich erlebt haben – LOL.
Mich holt das Gesamtkonzept echt ab. Die Verkleidungen sind klasse und auch die Bühnenshow überzeugt. Es ist wirklich mal etwas anderes. Die Musik geht mächtig nach vorne, weil die Musiker ihr Handwerk verstehen. Als sich in der Mitte des Gigs beim Circle Pit ein Zuschauer verletzt, stoppt die Band sofort das Spiel, damit der Verletzte nach vorne gebracht und medizinisch versorgt werden kann. Echt klasse von der Band!
Es war höllisch heiß im Zelt – ich möchte nicht wissen, wie sehr die vier Musiker unter ihren Masken geschwitzt haben. Respekt dafür! 5 von 5 Sternen von mir für diesen Auftritt.
Das Versengold einen Co-Headliner Slot erhalten haben, sorgte im Vorfeld auf Social Media für viel Unzufriedenheit unter den Festival Besuchern. Nicht das man der Band das ganze nicht gönnen würde. Aber ihre Irish Folk Musik ist vielleicht doch etwas zu weit von der Definition von Rock entfernt, die die meisten sich so vorstellen. Auch für mich ist das nichts weshalb ich mir den Gig nur von draußen, beiläufig auf der Videowand, gebe. Doch inhaltlich schlägt die Band jetzt schon einen Bogen zum noch kommenden Headliner Kissin`Dynamite. Da beide Bands eine Freundschaft pflegen, Covern Versengold deren Song „The Devil is A Woman“ als Folkversion „The Devil Is A Barmaid“. Dies ist neben „Thekenmädchen“ auch wirklich das einzige Stück was mir nachhaltig im Gedächtnis bleibt. (Inquisitor)
Der Auftritt von Versengold danach geht voll und ganz an mir vorbei. Dieser Schunkel-Pop-Mittelalter-Mix begeistert mich 0,0 %. So wie mir scheint, ging es auch einigen anderen – der Platz im Außenbereich füllte sich merklich. Ich habe nur akustisch ein bisschen mitbekommen, daher kann ich nichts Weiteres sagen. (Thomas)
Der Headliner an diesem Abend sind Kissin’ Dynamite. Die Band um Bandgründer Hannes (Gesang) und Ande (Gitarre) Braun spielt klassischen Heavy Metal mit leichten Glam-Rock-Akzenten.
Ich habe an diesem Abend der Gerstenkaltschale wohl merklich zugesprochen – daher kann ich dazu nicht viel sagen. Vielleicht kann Kollege Inquisitor da mehr dazu sagen? (Thomas)
Kissin`Dynamite spielten bereits vor einigen Jahren am See. Damals noch ehr im Mittelfeld, heute als Headliner. Das Bühnenbild mit Neonröhren und zwei Ebenen, die Von Sänger Hannes Braun auch ausgiebig genutzt wird, sorgt schon ein wenig für 80er Charm. Eine wenig Sunset Boulevard schadet auch in Süddeutschland nicht. Mit „Queen Of The Night“ bietet die Band uns einen kurzen Einblick in das neue Album an, und wenn Versengold schon die Vorlage gelegt haben, spielt man „The Devil Is A Woman“ auch in der original Version. Mit „Not The End Of The Road“ spricht Hannes das Thema Depression an, unter der auch ehr leidet. Das darauf folgende „You Are Not Alone“ klingt vom Riffing her sogar stark nach „Sweet Dreams“ von den Eurythmics. Naja 80er ist 80er. (Inquisitor)
Und damit endet auch die 2025 Auflage des Festivals. Nicht immer trifft die Bandauswahl meinen persönlichen Geschmack. Doch gerade die kleineren Bands in der ersten Hälfte des Tages, sind Gruppen, die auf größeren Veranstaltungen kaum bis gar nicht stattfinden. So eignet sich das Rock Am Härtsfeldsee eigentlich perfekt um den eigenen musikalischen Horizont zu erweitern. Zum Schluss auch noch ein Gruß an den Mann der dieses Festival für uns aufs Radar gebracht hat. Der zu früh verstorbene Jörg Sandmann. Es war und wieder ein Fest. Cheers
