Kulturpalast Rosenthal Freitag, 30.05.2025 und Samstag 31.05.2025
Dieses Review ist ein Gastbeitrag von Thomas Klein. Er wird eventuell in Zukunft einige Reviews von Konzerten, die bei ihm in der Sächsischen Schweiz Abgehalten werden, für euch zu digitalem Papier bringen. So dass auch ein wenig Überregionalität in dieses Magazin kommt.
Es begab sich im Jahre 2007, als sich ein paar gelangweilte Jugendliche im beschaulichen sächsischen Örtchen Bad Gottleuba dachten: „Metal-Festival? Können wir auch.“
Aus einem lustigen Treffen mit hausgemachter Musik ist mittlerweile ein erwachsenes Festival geworden, das im Jahre 2025 seine Premiere als zweitägiges Open Air feierte.
Zuerst in einem leerstehenden Ladenlokal in Berggießhübel, dann in der alten Ziegelei in Raum und jetzt in Rosenthal im bzw. am Kulturpalast.
PENTAN
Am Freitag, den 30.05.2025, begann die Sause mit PENTAN. Diese Band ist im Landkreis bestens bekannt, setzt sie sich doch aus Mitgliedern der ehemaligen DDR-Metal-Bands TITAN und PENT zusammen.
Ich möchte den geneigten Leser nicht mit Geschichten über DDR und Metal langweilen und verweise lieber auf bekannte Suchmaschinen – dort findet sich einiges über diese Bands und über Heavy Metal in der DDR.
Pentan begannen druckvoll und mit sattem Sound. „Electric Eye“ von Judas Priest donnerte über den Platz, der sich langsam, aber sicher füllte.
Der Altersdurchschnitt lag an diesem Abend übrigens deutlich über 50 – was sicherlich der Tatsache geschuldet war, dass die Bands TITAN und PENT ihre Zeit in den 80ern hatten und demzufolge auch die Anhängerschaft von damals ein wenig gealtert ist.
Zurück zur Musik: Pentan bediente sich vor allem im Judas-Priest-Katalog der späten 70er- und frühen 80er-Jahre. Allerhand Klassiker brüllten aus der PA, die an diesem Abend wirklich hervorragend ausgesteuert war.
Natürlich durften da auch Titel wie „Breaking The Law“ und „Living After Midnight“ nicht fehlen.
Von Saxon wurden „Wheels Of Steel“ und „Crusader“ zum Besten gegeben. Deutschland war mit Accept vertreten – mit den Songs „Metal Heart“ und „Princess Of The Dawn“.
Von Metallica kam noch „Seek And Destroy“, ansonsten – wie schon oben beschrieben – hauptsächlich Priest-Songs.
Um 23 Uhr war nach zwei Zugaben Schluss, und zu sagen gibt es nur: ein gelungener Abend mit guter Musik.
Ein dickes Lob an den oder die Veranstalter, die einen Bombenjob hingelegt haben für den Freitag.
Sound und Light waren erstklassig, Bratwurst und Pommes haben geschmeckt, und das Bier war auch lecker.
Ich freue mich auf Samstag!
Samstag, 31.05.2025
Dare to Try – Iron Blade – Gumo Maniacs – Aeonblack – Doctor Victor
DARE TO TRY
Der zweite Festivaltag beginnt mit etwas Verspätung, weil der Soundcheck von Dare to Try etwas länger als gewöhnlich dauert.
Die Bautzener Truppe ist schon so etwas wie eine Hausband auf dem Death Earth. Die Band ist bereits zum vierten Mal in unterschiedlichen Besetzungen dabei.
Zuletzt wurde sie durch einen neuen Mann am Tieftöner erneuert – Welcome „Erbse“!
Durch den verlängerten Soundcheck musste die Setlist etwas eingekürzt werden. Eröffnet wurde das Set mit „Devil’s Resurrection“, gefolgt von „Fate“ und „Summersale“.
Durch die verkürzte Spielzeit musste das Set schneller durchgezogen werden, und es folgten in kürzerem Abstand: „Raining Tears“, „Voices“ und „Rebound“.
Der Sound war übrigens mal wieder erstklassig.
Vom Stil her spielen Dare to Try klassischen Metal, der teilweise schon Prog-Rock-lastig ist – was definitiv nicht schlecht ist.
Manchmal hat man das Gefühl, dass es stellenweise in Richtung Trivium oder auch Dream Theater geht.
Trotzdem haben sie ihren eigenen Stil, was wirklich klasse ist.
Es folgen noch die Songs „Mirror“ & „Love Story“, wobei „Mirror“ schon etwas Ohrwurmqualität hat.
Vom Publikum wird noch eine Zugabe gefordert, sodass „Bloodmoon“ gespielt wird.
Alles in allem ein wirklich gelungener Auftritt als Anheizer – der mehr als gelungen ist.
Man sollte sich den Namen merken. Ich bin mir sicher, dass man noch einiges von ihnen hören wird in Zukunft.
IRON BLADE
Nach einer Umbauphase stehen Iron Blade auf der Bühne. In meinen Augen sind die Spreewälder schon um einiges professioneller unterwegs als Dare to Try.
Das sieht man am Equipment, am professionellen Aufbau und daran, wie der Soundcheck abläuft.
Eröffnet wird mit „Firewave“, und da hört man auch gleich, in welche Richtung das Ganze geht:
Klassischer Thrash, der in Richtung Metallica und Megadeth geht. Der Sänger und Gitarrist „Dude“ sieht aus wie Dave Mustaine in jungen Jahren und klingt stimmlich wie James Hetfield in den 80er-Jahren.
Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, dass einer von den beiden gerade auf der Bühne steht.
Weiter geht es mit „The Fool and the Self-Appointed God“, gefolgt von „The Horror Is Beside You“.
„Lone Wolf“ geht straight nach vorne, und an „Hell Yeah!!!“ hätte Hetfield sicher seine Freude gehabt.
Mit „Stormrider“ legt die Truppe noch eine Schippe drauf, und dann kommt „King“ – der absolute Highlight-Song der Band. Der Song hat schon fast Kultcharakter, man hat sofort einen Ohrwurm und möchte einfach nur mitsingen.
Passenderweise werden vom Merchstand zu dem Song Pappkronen verteilt.
Abgeschlossen wird der Gig mit „Epic Prophecy“, und ich habe noch lange den Ohrwurm von „King“ in den Gehörgängen.
Absolut empfehlenswert, die Truppe.
GUMO MANIACS
Wer Gumo Maniacs nicht kennt – nicht schlimm. Der Verfasser dieser Zeilen auch nicht.
Die Truppe aus Regensburg spielt feinsten Thrash im Stil der 80er.
Angekündigt vom Veranstalter mit Ähnlichkeit zu Slayer – das kann ich so nicht bestätigen.
In meinen Augen (und Ohren) klang das eher wie eine Mischung aus Kreator und Destruction – was ja nicht unbedingt schlecht sein muss.
Der Gesang von Mastermind/Sänger/Gitarrero Daniel “Gumo” Reiss erinnerte eher an Mustaine, nicht an Araya.
Eröffnet wurde das Set mit dem Intro (The Witcher), gefolgt von „Brimstone Baptism“ und Invert „The Cross“.
Es wurde nicht viel gequatscht, sondern Musik gemacht. Es folgten gleich im Anschluss „Insurrection“ und „Poetry in Black“.
Zwischendurch erzählte Daniel, wie er damals (war es 2008?) in Dresden sein erstes Konzert gespielt hatte und es toll fand, wieder ganz in der Nähe zu sein.
Danach ging es Schlag auf Schlag: „Strike Of Death“, „Nation Of Evil“, „Asmodeus“ und „My Satanic Rite“ ballerten aus der PA, die heute mal wieder ausgezeichnet klang (Gruß an den Mischer!).
Auch das Licht fand ich persönlich um Längen besser als am Freitag.
„Maniac Metal“ und „The AntiSinner“ beendeten den Auftritt – der mir sicher in Erinnerung bleiben wird. Echt starke Band.
AEONBLACK
Die Band aus Lörrach bekommt den Preis für die weiteste Anreise – knapp 600 km sind schon ’ne Ansage.
Chapeau dafür, dass die fünf das auf sich genommen haben.
Aeonblack bezeichnen ihre Musik selbst als Pure Fucking Metal. (Arch Enemy Anyone? :Anm. Inqisitor)
Kann man so stehen lassen – ich finde allerdings, dass es teilweise schon in die Prog-Richtung geht, was nicht unbedingt schlecht ist.
Der Sänger ist echt stimmgewaltig – bei den hohen Tönen muss man aufpassen, dass das Bierglas in der Hand nicht zerspringt.
Nach dem Intro kommen gleich „Specter in Black“ und „Metal Bound“.
Was in Erinnerung bleibt, ist der Basser. Was der mit seiner linken Hand (Linkshänder) gemacht hat, war absolut faszinierend.
So eine Fingerfertigkeit – wie die Finger über die Saiten flitzten – einfach unglaublich!
Weiter geht’s mit „Furious“, „Aeonblack“, „Warrior’s Call“ und „Conquistadores“. Wer da an Running Wild denkt, liegt allerdings komplett falsch – das ist ein klassischer Power-Metal-Song, der echt ins Ohr geht.
Aeonblack spielen noch „Phantom of Pain“, „Treason“ und „The Time Will Come“.
Abgeschlossen wird das Set mit einem Iron Maiden-Klassiker: „The Trooper“.
Während die echten Maiden ca. 120 km weiter zeitgleich in Prag spielten, hatten wir zumindest ein bisschen Maiden-Feeling.
DOCTOR VICTOR
Ich habe mich bisher in meinem Bericht um Neutralität bemüht.
Das schaffe ich aber beim letzten Act des Abends nicht.
Als Doctor Victor die Bühne betraten, brannte ab der ersten Sekunde die Luft.
Was die Jungs aus Prag da abfeuerten, war die absolute Rock-Rakete.
Genauso stelle ich mir die Konzerte in den 70ern mit T. Rex, Nazareth, Uriah Heep etc. vor.
Die 2012 gegründete Band räumte in ihrer Heimat sämtliche Newcomer-Preise ab, bevor sie 2016 ihren ersten Longplayer rausbrachten und bereits ein Jahr später als Vorband für AC/DC in Prag auf der Bühne standen.
Leider habe ich keine Setlist, sodass mein Bericht über die Band mal ohne Songnamen auskommen muss.
Sänger und Gitarrist Victor hat einen dermaßenen Bewegungsdrang auf der Bühne – da fehlen mir glatt die Vergleiche.
So viel Energie habe ich selten gesehen.
Neben der Bühne wirkt Victor total ruhig – auf der Bühne aber eine echte Rampensau.
Ich möchte den anderen Bands nicht zu nahe treten, aber keiner hat es geschafft, das Publikum so nah an die Bühne zu bringen.
Doctor Victor haben geschafft, woran sich die anderen die Zähne ausgebissen haben: Die Leute kamen nach vorne und haben abgefeiert.
Victor hat mit dem Publikum interagiert – ein paar Mädels durften mit auf die Bühne, damit „Doctor Victor“ ihr Herz abhören konnte, ob es auch im Rock-Rhythmus schlägt.
Es hat so viel Spaß gemacht, diese Show zu sehen – es war wirklich unglaublich!
Wenn ich mir anschaue, was heutzutage in den Charts los ist und welche „Künstler“ megaerfolgreich sind…
und dann sehe ich Bands wie Doctor Victor, die sich den Arsch abspielen, wirklich singen und ihre Instrumente beherrschen – da fällt einem nichts mehr ein!
Die Band veröffentlichte später noch eine Insta-Story, in der jemand vom Team (Robert, Organizer) eingeblendet wurde.
Zitat: „The best Headliner we ever had.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Bleibt mir nur zu sagen: Ich freue mich auf nächstes Jahr und bin gespannt, was die Jungs dann für Hochkaräter auffahren.
Dieses Jahr zu toppen wird schwer.
