Ultima Ratio Fest 2025

Mit: Iotunn, Equilibium, Soen und Dark Tranquillity

04.10.2025 Botschaft Osnabrück

Es ist der Abend nach dem Tag der Deutschen Einheit. Wir feiern also heute 35 Jahre Wiedervereinigung, 30 Jahre „The Gallery“, 20 Jahre „Chracter“ und die erste Metalshow in der Botschaft Osnabrück. Ja ich spiele hier mehr mit Zahlen als die WWE beim Royal Rumble.

Die Botschaft ist eine recht neue Venue in Osnabrück die unmittelbar neben dem alten Substanz eröffnet hat. Die Parkplatzsituation ist zwar allerdings bescheiden, auch wenn ich selber noch einen guten Stellplatz bekomme. Der Laden selber macht aber einen guten ersten Eindruck. Im inneren erwartet einen eine große aufgeräumte moderne Konzerthalle im mittleren Segment. Der Tresen wird unter anderem von Sven Aufermann bedient, der der Szene aus dem Bastard Club bekannt sein sollte. Mit 6€ incl. Pfand sind die Bierpreise auf dem gewohnten, wenn auch immer noch zu hohen, Niveau und auch der Sound, soviel nehme ich schonmal vor weg, ist den ganzen Abend über glasklar und transparent.

Das heute Abend besonders wird ist nicht nur den Bands , insbesondere dem Headliner, zu verdanken. Auch die Fans bringen ein intensives Flair mit. So ist ,neben den Shirts der vier auftretenden Gruppen, ein besonders hohes Aufkommen an At The Gates Bekleidung auszumachen. Das unterstreicht noch einmal die Position die diese Band und der verstorbene Tomas Lindberg in der Szene eingenommen haben.

Apropos Shirts. Zwar sieht das Shirt von Dark Tranquillity mit dem split Cover von „Charachter“ und „The Gallery“ umwerfend aus. Aber 40€ sind einfach ein unverschämter Preis. Aber to be fair. Jede der Bands verlangt heute diesen Preis. Lediglich das Ultima Ratio Fest Shirt ist mit 30€ angeschlagen.

Das dänisch, färöische Progressive Melodic Death Metal Konglomerat Iotunn eröffnet den Abend. Sie treten derzeit nicht mit ihrem eigentlichen Sänger Jón Aldará (ebenfalls Hamferð und Barrend Earth) auf, der aus persönlichen Gründen pausiert. Als Vertretung hat man sich Morten Bering Bryld von Heidra geschnappt. Dieser macht nicht nur einen fantastischen Job, da er sowohl eine wundervolle Gesangsstimme hat, als auch brutale Growls ausstoßen kann,, nein er gewinnt auch den Preis für den geilsten Mikroständer des Abends. Nicht nur dass das Ding aufgrund seiner Aufmachen aussieht als sei es Sarumans mächtiger Zauberstab aus `Der Herr Der Ringe`, nö das Ding leuchtet auch. Ein kleiner Scheinwerfer wirft permanent einen Lichtstrahl an die Decke der Halle und Bryld schwängt ihn auch gerne ein wenig durch die Gegend. Aber auch den anderen Musikern sollte Aufmerksamkeit geschenkt werden. So spielet Bassist Eskil Rask einen Bass ohne Kopfteil und Schlagzeuger Bjørn Wind Andersen hält in der linken Hand gleich zwei Drumsticks um die Snare zu schlagen. Er spielt den gesamten Gig also mit drei Sticks. Nach dem dritten Stück kündigt man den letzten Song des Abends an, denn die Jungs neigen bei ihrer Musik gerne zur Überlänge. „The Tower Of Cosmic Nihilitiy“ , das Anschlussstück, ist immerhin auch 7:30 min lang. Nehmt das mal 4 und ihr hab die Spielzeit der Band.

Wo genau Equilibrium mitllerweile hin wollen weiß die Band wahrscheinlich selber nicht. Neben dem vorgelagerten Schlagzeug werden zwei Perkussionen aufgebaut die mit ihrer paganen Aufmachung auch geradewegs von Heilung oder Wardruner entliehen sein könnten. Zum Intro wird ein wenig darauf getrommelt. Beide Saiteninstrumentalisten tragen ein paganistisches Outfit. Frontmann Fabian Getto hingegen kommt in Sneaker und etwas was arg nach billigem Lederimtat als Hose aussieht auf die Bühne. Auch Musikalisch hat man keine rechte Ausrichtung. Während Songs wie „Bloodwood“, „Shelter“, oder das abschließende „Nexus“ irgendwie zwischen Deathcore und Power Metal schwanken, haut man mit „Blut Im Auge“ noch mal einen ganz alten Klassiker aus der Helge Ära raus. Zudem scheint die Band, meiner Meinung nach nicht vollständig zu sein. Denn im Musikvideo zum bereits erwähnten „Shelter“ sind es 5 Musiker. Auf der Bühne stehen aber nur 4. Welche Zielgruppe die Bayern mittlerweile gerne bedienen möchte bleibt ein Rätseln. Eine Freundin beschreibt den Musikstil der Jungs als neuen Power Metal mit Death Metal Gesang. Kann man so stehen lassen. Um das ganze aber versöhnlich abzuschließen sei gesagt. Die Vollkatasrophe vom letztjährigen Rock Harz blieb aus.

Mit Soen betritt nicht nur der Co Headliner die Bühne, sondern auch eine Band, die im ersten Moment eigentlich gar nicht so recht ins Billing zu passen scheint. Einst vom ehemaligen Opeth und Amon Amarth Schlagzeuger Martin Lopez gegründet, ist die Band ehr im Progressive – und Alternetive Rock/Metal unterwegs. Doch wer sich die multinationale Band mit sitzt in Schweden einmal angehört hat weiß, diese Musik kann dir hart an die Nieren gehen. Das vorgelagerte Schlagzeug ist gewichen. Soen haben ein Drumset auf dem Podest auf dem später das Keyboard des Headliner stehen wird. Ein dystopisches Backdrop und zwei schwarze Flaggen an jeweils einer der Drumbass`s reichen als Deko. Den Rest regelt die Musik. Sänger, und ja hier kann man wirklich von einem richtigen Sänger sprechen, Joel Ekelöf hat eine fantastische Stimme. Die Musik ist weniger Proggie als man vermuten würde wenn man bedenkt wer die Band gründete. Stücke wie „Antagonist“, Unbreakeble“ oder „Lotus sind melodisch auf dem Level unkitschigem Power Metals, haben aber eine Intensität wie man es nur im Extreme Metal erreicht. Ich schätze das macht die Musik zu einer Art Unvisible Melodic Death Metal. Sollte man selber erlebt haben. Der Namen Soen hat keine tiefere Bedeutung. Er soll keine Bilder im Kopf der Fans hervorrufen um sich bewusst auf die Musik zu konzentrieren.

1995 erschinen zwei Alben die die Weichen für den Melodic Death Metal maßgeblich stellten At The Gates`s „Slaughter Of The Soul“ und das zweite Dark Tranquillity Album „The Gallery“. Bereits ein Jahr zuvor erschien das ebenfalls wegweisende Album „Lunar Strain“ von In Flames, welches damals noch von Mikael Stanne selber eingesungen wurde. Auf „The Gallery“ stützt sich auch der komplette erste Teil des heuteigen Sets. Das Bühnenbild ist schlicht aber phänomenal. Das riesige Backdrop welches das Cover widergibt, wird mit zwei vorgelagerten Sidedrops in Vorhanglänge ergänzt wodurch ein 3D Effekt entsteht. Man wird förmlich in das Cover eingesogen. Wenn meine Einschätzung stimmt wird das Album hier nicht nur am Stück, sondern auch in der chronologischen Reihenfolge gespielt. Interessant ist hierbei zu sehen wie technisch die Band damals schon war. Wenn die Melodien auch noch roher und der Sound noch mehr am eigentlichen Death Metal angelehnt war. Aber die typischen Göteborg Trademarks waren auch zu dieser Zeit schon zu erkennen. Vor dem Stück „The Emptiness From Wich I Fed“, welchen die Band hier , laut Ansage, zum ersten mal überhaupt Live aufführt, gedenkt Frontsympat Mikael Stanne noch einmal dem verstorbenen At The Gates Frontmann Tomas „Tompa“ Lindberg. Dieser hat mit dem Schaffen seiner Band Pionierarbeit geleistet und die damals jungen Musiker von In Flames (zu denen Mikael ja auch mal gehörte) und Dark Tranquillity strak inspiriert. Danke Tompa Rest in Power.

Nun steht das, immerhin auch schon 20 Jahre alte „Charachter“ Album im Fokus. Dazu werden Back – und Sidedrops gewechselt. Das passiert mit einem klassischen Ruck und schon sehen wir die in Trümmern liegende Stadt im Hintergrund. Manche werden das Album vielleicht mit dem späteren Motiv kennen auf dem der Rote Stahlkoloss sich in den Himmel bohrt. Wir reden hier aber vom Original Motiv. Um das ganze Visuell noch etwas ansprechender zu machen wird mit einem Beamer auf das Backdrop projiziert. Zur Introsequenz fegt daher ein Schneesturm über die Stadt. Funfact: Am Bühnenrand sieht man häufiger eine Hand hinter dem Vorhang auftauchen. Diese gehört dem Mitarbeiter der mit einer Uraltfernbedienung den Beamer bedient. FCK LED Leihnwand. Eröffnet wird der zweite Part des Sets, wie auch das Album mit „The New Build“. Schlagartig merkt man das zwischen „The Gallery“ und diesem Werk 10 Jahre Entwicklung stecken. Die Musik ist wesentlich melodischer ohne aber den Kern des ganzen zu verwässern. „The Endlees Fed“ stand seit Jahren auf keiner Setlist mehr. Chronologisch wird hier allerdings nicht gespielt. Da Man diesen Teil des Sets, wahrscheinlich aus dramaturgischen Gründen mit „Lost To Apathy“ abschließt, der auf dem Album allerdings als 5 Track gelistet wird.

Den dritten und letzten Teil füllt die Band noch einmal mit einigen Neueren Songs auf. Hierfür beginnen wir mit „Not Nothing “ vom Aktuellen Dreher „Endtime Signals“. Die Promo für dieses Album lief großenteils über die Sommerfestivals. Das Backdrop ist nun auch einer Leinwand gewichen, auf der passend zu den stücken nun Animationen projiziert werden. So auch zu „Atoma“. Der Abend wird, wie üblich für die Schweden, mit „Misery Crown“ beendet.

Die erste Metal Show in der Botschaft ist geglückt. Drei gute Bands und Equilibrium konnten beweisen das dieser Laden Metal kann und somit zukünftig hoffentlich eine Anlaufstelle für mittlere Kaliber werden Kann. Die Szene in Osna hätte es verdient. Cheers

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