Wie umgehen mit den Verfehlungen eines der bekanntesten Deutschen Exoten Labels?
Vielleicht haben es einige von euch ja schon mitbekommen. Das Deutsche Label Prophecy Productions steht, nicht zu Unrecht, hart in der Kritik. Im Kern möchte ich hier auf zwei bestimmte Ereignisse eingehen, die mit den Bands Nachtmystium und Solstice zu tun haben.
Disclaimer: Alles was ich hier schreibe ist nur meine eigene Meinung die sich nicht mit der anderer Decken muss. Das Menschen Emotionen zu Bands und deren Musik aufbauen ist mir bewusst und ich rufe hier ganz bestimmt nicht zum Canceln auf.
Akt I: Wer sind Prophecy Productions?
Das Label Prophecy Productions , oder kurz Prophecy ,wurde im Jahr 1996 von Martin Koller gegründet und hat seinen Sitz im Rheinland Pfälzischen Wittlich. Das Label hatte sich von Anfang an der ehr exzentrischen Musik verschrieben. So stehen nicht nur verschidene Metal Acts, sondern auch Neo-Folk oder Elektro-und Ambient Künstler bei Prophecy und ihren spezialisierten Sub-Labels unter Vertrag. Es ging darum Musik zu vermarkten die durch ihre Exzentrik und Alleinstellungsmerkmalen schwer in die gängigen Genre Schubladen zu zuweisen sind. So stehen und standen in der Geschichte des Labels Bands wie Dool, Harakiri For The Sky, Alcest, Secrets Of The Moon, Imha Tarikat oder The Vision Bleak und ihr Nebenprojekt Sun Of The Slepless bei Prophecy und seinen Unterlabels unter Vertag. Ein durchaus Diverses Portfolio mit Bands aus unterschiedlichen Länder, Kulturen und Identitäten. Das Firmen Kredo legt sogar selber Fest das man die Identitäten der Bands und Künstler vielfältig halten will. Es legt auch fest dass sich das Label einer Qualität und Fan Nähe verschreibt. Merk euch das für später.
Akt II: Das Nachtmystium Signing
Nachtmystium waren einst das Aushängeschild der Amerikanischen Black Metal Szene . Neben Bands wie Absu (heute Apsu) waren sie der bekannteste Exportschlager dieses Genres aus den Staaten. Sie arbeiteten schon mit dem Stilmittel der Melancholie bevor Gruppen wie Der Weg Einer Freiheit oder Harakiri For The Sky das Genre des Post Black Metal bekannt machten. Diese Band hätte heute ganz woanders stehen können wäre ihr Frontman Blake Judd nicht gewesen. Dieser hatte seit Jahren ein starkes Drogenproblem. Nun das unterscheidet ihn ja leider nicht von andren Künstlern gerade in diesen doch düsteren Musikstilen. Aber das er seinen Konsum mit Beschaffungskriminalität finanzierte und diese an den eigenen Fans beginn, ist dann doch noch eine Stufe drüber. So bot der Mann über seinen Onlineshop Merchandise Artikel und Tonträger seiner Band an, die von den Fans auch prompt bestellt wurden. Klar über die Band an Merch und Musik zu kommen ist der beste Weg. Es unterstützt die Musiker direkt und ist , im Normalfall, der sicherste Weg. Schließlich bürgt die Band mit ihrem guten Namen. Doch der Normalfall trifft nicht auf Blake Judd zu. Er kassierte die Fans zwar ab, lieferte aber die bestellte Ware nie. Das Geld investierte er dagegen direkt in seine eigene Drogensucht. Klar dass das für Unmut bei den Fans sorgte, die Judd auch prompt anzeigten. Reumütig gestand der Mann seinen Fehler ein und versprach den, von ihm verursachten, Schaden zu beheben. Die Fans, hier vielleicht auch etwas zu blauäugig, schenkten Judd erneut ihr Vertrauen und wollten ihm eine zweite Chance geben. Nur um dann festzustellen das der Mann die Masche, genau so, noch einmal durchzog. damit hatte er es sich nicht nur endgültig mit den Fans verscherzt. Auch das Label Century Media, eines der größten Metal Labels in Deutschland, hatte die Faxen dicke und kündigte den Plattenvertrag der Band. Es ist für mich schon unerklärlich warum es noch Musiker gibt die sich bereit erklärt haben mit Judd zusammen zu arbeiten. Viel spannender finde ich aber die Frage nach dem Grund dafür das ausgerechnet Prophecy Productions diese Band wieder unter Vertrag nahmen. Erinnert euch an das Kredo der Fan Nähe und des Qualitätsanspruches. Dieser ist, meiner Meinung nach, nicht mehr gegeben wenn man einen Wiederholungstäter signed der gleich zweimal die Fans abgezogen hat. Zudem inszeniert sich Judd im Video zu „Predator Phoenix“ als geläuteter Mann und begibt sich in die Opferrolle während die Kritischen Kommentare der Vergangenheit im Video eingeblendet werden und offenbar von Judd und Prophecy nicht wirklich ernst genommen wurden. Sieht so Fan Nähe aus? Edit: Das original Video wurde mittlerweile gelöscht und durch ein neues ersetzt. Die Kritik war offenbar zu groß.
Akt III Solstice
Ist die kollektive Abzocke Blake Judds noch nicht genug? Dann wird’s jetzt rechtsextrem. Es geht hier um die britische Doom Band Solstice. Nicht um die U.S. Amerikanische Death Metal Band oder die gleichnamige ebenfalls britische Prog Band. Die Band selber ist eine respektierte Instanz im Epic/Doom Metal. Allerdings ist Bandgründer Rich Walker eine sehr umstrittene Person. So äußerte sich der Mann wiederholt sehr patriotisch bis nationalistisch und sprach in dem Bezug auch oft über das „wahre England“. Da viele Songtexte der Band die Romantisierung der Kriegerehre und der Mythologie hervorheben sehen das nicht wenige kritisch in Bezug auf Walkers Aussagen, in denen er sich auf englische Kultur und Identität beruft. Des weiteren lehnt er linksorientiertes denken ab und bezeichnet moderne soziale Bewegungen wie den Feminismus oder Antirassismus als „Woke-Klima“ mit dem er nichts zu tun haben will (An dieser stelle ein Einschub von mir. Wer Antirassismus mit Wokness gleichsetzt kann nicht leugnen selber rassistisch zu denken). Political Correctness lehnt er zu dem auch ab. Auf Kritik zu seinem Verhalten geht er, in den Sozialen Medien, mit Beleidigungen ein, was ihm den Ruf einbrachte ignorant und sogar toxisch und arrogant zu sein. Zwar betont Walker kein Teil der NSBM (National Socalistic Black Metal) Szene zu sein. Beklagt aber gleichzeitig in bester rechter Rhetorik das alles sofort als Nazi abgestempelt wird was Kritik am Multikulturismus angeht.
Das klassische Drama hat eigentlich nur drei Akte. Aber da Prophecy sich ja auf Exzentrik spezialisiert hat gibt es hier…..
Akt IV: Der Umgang mit der Kritik
Ganz egal wie man selber zu der ganzen Thematik steht. Kritik wird geäußert und man muss auf sie eingehen. Doch Prophecy scheint den weg zu gehen den man leider häufiger dieser Tage beobachten kann. Statt auf Kritik und Fragen der Fans bezüglich dieser Thematiken einzugehen. Redet man das Problem nicht einfach nur klein sondern diffamiert die Kritiker als linksidiologisch verblendet oder klassisch links grün versifft. Ich wieder hole noch einmal die Frage: Ist das diese Fan Nähe? Nicht nur im Fall Solstice werden die bedenken der Fans nicht ernst genommen. Auch das bereits erwähnte Video zu Nachtmystiums „Predator Poehnix“ ist ein Schlag in die Fresse derer die Von Blake Judd betrogen wurden. Noch dazu ist das Video auf billigste Art produziert wurden. Den Frontmann vor einen Greenscreen gestellt. Bisschen arrogant gucken und dann die Social Media Kommentare einblenden. Ist das diese Qualität die sich das Label auf die Fahne geschrieben hat?
Fazit: Ist Prophecy nun ein rechtes Label das Verbrecher unterstützt? Nein! Aber sie haben ein Problem mit iheren eigenen Ansprüchen. Sie wollen Progressiv sein und nehmen Bands unter Vertrag deren Musik schwer in eine Schublade einzuordnen ist. Sie reden von Toleranz und auf den ersten Blick leben sie diese auch aus. Dool`s Frontperson Raven Van Dorst kam als Hermaphrodit auf die Welt und hadert Zeit dessen mit ihrer geschlechtlichen Orientierung und der Tatsache das ihre Eltern sie als Mädchen erzogen haben. Was sie auch in Teilen der Musik ihrer Band ausdrückt. Dennoch steht eine Band beim Label unter Vertrag deren Mitglieder bzw. einzelne Personen Diskriminierend gegen andere sexuelle und geschlechtliche Orientierungen wettern. Sie haben Bands in ihren Reihen deren Musiker Schwarz sind oder Migrationshintergrund haben. Dennoch gibt es Musiker in ihren Reihen die durch Rassistische Äußerungen aufgefallen sind. Für mich macht das ehr den Eindruck als ob das Label um jeden Preis edgy sein möchte und sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite anecken will. Vielleicht ist es aber auch eine gewisse Naivität die den Verantwortlichen anhaftet, denen es vielleicht wirklich nur um die Kunst geht und die das drumherum nicht sehen wollen. Aber gerade das ist gefährlich da es Strukturen wie Rassismus dadurch den Weg eben kann. Ganz nach dem Motto: „Ach so schlimm kanns ja nicht sein wenn so ein großes Label so eine Band unter Vertrag nimmt“. Aber genau hier wünsche ich mir dass das Label für die Zukunft mehr Sorgfalt in die potenziellen Signings steckt und sich damit befasst wen sie sich hier ins Haus holen. Damit das Firmen eigene Kredo nicht nur ein Lippenbekenntnis ist.
Cheers
