25.04 – 26.04.25 Hawerkamp Münster
Münster wird für ein Wochenende wieder einmal zu Arkham. Die Unaussprechlichen Cuhlte laden zum Culthe Fest 2025 ein. Diesemal eine Woche nach Oster.
Der Grund dafür ist, dass am Osterwochenende bereits das Roadburn in den Niederlanden über die Bühne ging und es dabei zu Überschneidungen gekommen wäre. Culthe Fest einfach deutsches Roadburn. Und noch etwas ist anders bzw wäre anders. Denn der Auftakt sollte dieses Jahr, ungewöhnlich fürs Culthe Fest, in der Sputnikhalle beginnen. Da es aber zu Ausfällen der Bands Underdark und Sun Worship kommt verspätet sich der Beginn um ca. Eine Stunde von 13:45 Uhr auf 14:40 Uhr und findet dann tatsächlich wie gewohnt im Triptychon statt. Also noch genug Zeit um mal eben am Merch Table vorbei zu schauen. Da es dieses Jahr weder eine Lesung noch eine Band mit Bezug zu Lovecrfat gibt, ist zumindest das diesjährige Shirt/Ticket/Poster Motiv vom Meister des Kosmischen Horrors inspiriert. Die Farbe aus dem All wird, und das ist Klever, auf dem Motiv mit Magenta visualisiert. (Da die Ominöse Farbe in der Geschichte als nicht für den Menschen sichtbar beschrieben wird setzte auch der Film mit Nicolas Cage auf Magenta, da diese Farbe im Spektrum des Lichtes nicht existiert). Das Publikum kommt auch aus den verschiedensten Winkeln. Viele Ausländische Gäste sind angereist. Aber auch Deutschland ist überregional vertreten. So treffe ich Leute aus Baden Württemberg, Magdeburg und einen Piraten aus Leipzig, der auch der optisch auffälligste Gast des Festivals ist.
Freitag 25.04.2025
Tüül aus den Niederlanden eröffnen das Festival. Es handelt sich dabei um ein Duo. Sie spielt Banjo und singt, er spielt Akkordeon und übernimmt die Kommunikation mit dem Publikum. Die Songs sind inspiriert von Landschaften. So gibt es etwa ein Stück das die Geschichte des Landstriches erzählt der einst zwischen Münster und den Niederlanden bestand und die Reise auf Grund des Moores sehr beschwerlich gestaltete. Aber auch Landschaftsgemälde werden besungen.
Machuka sind eine Ukrainische Band die mittlerweile in Berlin ansässig ist und heute das Sputnik Café eröffnet. Ihr Black Metal ist sehr von der Slavischen Folklore Musik inspiriert. Zwischen harschen Wutausbrüchen ist aber immer noch Platz für ruhige Passagen. Diese sind teilweise so ruhig das man das klimpern aus der Pizzaküche hören kann. Die Texte werden in einer Slavischen Sprache von ihrer Frontfrau in traditioneller Tracht vorgetragen. Ob es sich dabei aber um Ukrainisch oder Russisch handelt kann ich nicht bestimmen. Die Band beendet ihrer Gig mit den Worten `Slawa Ukrajini` (Ruhm der Urkraine). Der kostenlose Sticker vom Merchstand Ì Survived Machuka` ist nach dem Black Metal Gewitter mehr als gerechtfertigt.
Auf der Mainstage in der Sputnikhalle sind Verheerer aus Flensburg musikalisch gesehen die stumpfeste Band des Tages. was nicht heißt das sie deswegen schlecht sind. Ihr okkulter Black Metal ist nicht minder anspruchsvoller als das bisher gehörte. Spielt aber mehr in der Oldschool Liga mit als andere Bands an diesem Wochenende. Blastbeatgewitter und Keifgesang. Dazu ein gerahmtes Portrait von Graf Vlad dem Pfähler auf dem Amp und der `Eat Nazis Now`Sticker auf der Gitarre. Weil die Band Wiederholungstäter ist haben sie sich als Kleines Special überlegt, ihr Debüt einfach mal am Stück zu spielen. So kann man gleich noch ein komplettes Album hören bevor man zum Merch Table latscht. Das flenst!
The Devils Trade aus Ungarn trat bereits 2023 im Triptychon auf. Damals noch als Ein Mann Projekt nur mit Akustikgitarre. Diese hat er mittlerweile gegen eine Elektrische eingetauscht und sich mit einem Schlagzeuger und einem Mann der Synthesizer und Soundboard bedient zu einer Drei Personen Combo verstärkt. Das der Mann singen kann ist unbestreitbar. Doch von seinen Songs belibt leider nicht viel hängen. Auftritte als Band sind aber wohl ehr eine Seltenheit so dass es zumindest ganz nett war es mal gesehen zu haben.
Wer sich fragt was aus Angelo Sasso nach Running Wild geworden ist? Er hat Rock`n`Rolf Kasparek´s Festplatte verlassen und ist zu neunen Ufern aufgebrochen (Versteht ihr wegen Piraten und so^^). Nun ist er also bei der Crustcore Kapelle Ancst aus Berlin gelandet. Die Band ist selbst für die Verhältnisse diese Festivals exotisch. Kein Schlagzeug aufgebaut. Aber dafür haben Bassist und Gitarrist mehr Platz zum randalieren. Allerdings sind die Breaks und das allgemeine Druming so prägnant im Sound untergebracht dass es echt befremdlich wirkt dass hier alles vom Band kommt. es scheint sich hier aber mit Nichten um einen Drumcomputer zu handeln, da Gitarrist Tom Schmidt im Studio alleine aufnimmt. Gehen wir also davon aus dass auch er die Tonspuren hierfür eingespielt hat. Zwar ist das Gemisch aus Death Metal, Crust und ein wenig Metalcore durchweg gut gespielt, und auch das Sputnik Café ordentlich gefüllt. Aber angesichts ihres sehr okkult wirkenden Merchandise habe ich hier mit etwas anderem gerechnet. PS: Auf den Bandfotos der Berliner präsentiert man sich sogar als Quintett. Warum man heute nur als Trio auftritt, und ob das ganze derzeit Dauerzustand ist, ist mir nicht bekannt.
Ich revidiere. Wormwitch die jetzt in der Halle auftreten sind dann doch noch einen Taken stumpfer als Verheerer. Sie treten als Klassisches Powertrio auf. Zwar ist ihr Gig wirklich nicht schlecht. Aber aufgrund ihres doch recht hölzernen Sounds und der wenig variablen Stücke bleibt nicht viel hängen. Zum kurzen durchrandalieren eignet es sich aber allemal.
Im Triptychon spielt nun eine Band deren Name mich ehr an die Beach Boys denken lässt. Kokomo kommen nicht etwa aus Malibu sondern aus Deutschland. Und entgegen ihres Namen spielen sie Keinen Surf Rock sondern bauen mit gleich drei Gitarren, Bass und dem, hinter seinen Kollegen auf der kleinen Bühne nicht mehr zu sehenden, Schlagzeuger eine ordentliche Wall of Sound auf. Ihre Musik ist teils Instrumental. Nur ab und zu schreit der Gitarrist am , vom Zuschauerraum aus linken, Bühnenrand ins Mikro. Er hat auf jeden Fall ein gutes Organ doch ist es vor allem das Instrumentalerlebnis was diese Band ausmacht. Man könnte auch sagen die Jungs sind eine brutaler Version von Long Distance Calling.
Da Underdark bekanntlich ausfallen rutschen Haeresis auf ihren Slot. Und das ist auch gut so denn die Band hätte ansonsten einen Late Night Slot um 00:10 Uhr nach dem Headliner gespielt. Und ob dann noch soviel Publikum geblieben wäre bleibt zu bezweifeln. Die Black Metal Band hat zwar eine Kulisse aus Lichttraversen und Standarten Aufgebaut. Nebelt sich aber so stark ein dass man davon nicht viel sieht. Tatsächlich kann ich auch nur an Hand der Figur der sich abzeichnenden Silhouette erkennen das hinter dem Mikro eine Frau steht. Sie keift die Texte mit Inbrunst in ihr Arbeitsgerät. Als sich der Nebel kurzeitig lichtet kann ich erkennen das sich mit der Frontfrau von Machuka noch eine weitere Person auf der Bühne befindet die für zwei Songs als Gast agiert. So geil der Gig auch ist. Als Late Night Slot hätten sie wohl in die Röhre geschaut da viele jetzt schon recht kaputt sind.
Der Weg Einer Freiheit wurden zu Beginn ihrer Karriere von kritischen Stimmen gerne als Studenten Black Metal verschrien. Mittlerweile ist sowohl die Band als auch der Post Black Metal in der Szene etabliert. Die oft Philosophischen Themen auch im klassischen Black Metal angekommen. Ihre Show wird heute auch teilweise vom The Devil`s Trade Sänger begleitet mit dem die Band den Song „Immortal“, meines Wissen der einzige englischsprachige Titel der Jungs, aufgenommen haben. Das Letzte Stück des Sets ist sogar eine Live Premiere. Ansonsten spielt man sich durch ein tolles Set und beendet Stilvoll den ersten Abend.
Samstag 26.04.2025
Ungewohnt aber heute geht es in der Halle los. Shagor eröffnen den zweiten Tag mit melodischem Black Metal der aber dennoch die nötige Rumpeligkeit enthält. Zudem bietet die Band ein wirklich liebevoll aufgemachtes Tape ihres Album, in einer Pappschatulle an. Die wird nach dem guten Auftritt auch gleich mal für nen 10er verhaftet.
Im Triptychon präsentieren uns Birtawil ihre doch recht experimentellen klänge. Es ist zwar jetzt nicht die ganz große Exzentrik aber viel hängen bleibt bei mir nicht. Keyboard Gitarren und Schlagzeug stehen auf der Bühne. Dazu weiblicher Gesang. Mehr kann ich so leider auch nicht mehr wiedergeben.
Da es auch heute, durch das fehlen von Sunworship, zu Änderungen im Programm kommt, begrüßen wir ein neues Genre beim Chulte Fest. Funeral Rock. Blood Shector sind ohne Zweifel der Gothic Szene zuzuordnen. Weiblicher Gesang, und viel Gothrock lasstige Musik. Dazu der Look aus der Gruftidisco. Stimmig und tatsächlich mal was neues auf dem Festival.
Am Merchtabel kommt die Frage auf was der Bandname der Belgier, Alkerdeel, übersetzt heißt? Dafür bemüht man ChatGPT. Die KI haut daraufhin Lokal bezogene Begriffe wie `Seuchenhobel` oder `Kackbock` raus. Im Grunde geht es um eine Düngermittelverteilungseinheit. Oder auf gut Deutsch. Nen Jauchewagen (Wort wörtlich bedeutet der Name so viel wie „Scheiße versprühen“ im Ostflämischen Dialekt). Die Musik wird nur als Extreme Metal bezeichnet und ist stark von u.a. Darkthrone beeinflusst. es ist also ein Bastard aus Black Metal und rumpeligen Heavy Metal und alles was sich dazwischen aufhält. Das Quartett knüppelt damit eine gute Dreivirtelstunde die Halle zusammen.
Bank Myna sind ebenfalls Wiederholungstäter und auch heute wieder im Triptychon anzutreffen. Ihre Musik ist sehr sphärisch, sehr Schamanisch und vor allem sehr langatmig. Das meine ich zwar positiv. Aber es ist definitiv nichts für nur mal nebenbei. Die teils sehr langen stücke beginnen häufig als Klangcollage und fordern den hörenden zur Konzentration. Nichts desto trotz ist es ja genau das was man von diesem Festival erwartet. Musikalische Forderung.
Healthyliving, die jetzt im Cafe spielen, haben, ähnlich wie Kokomo am Tag zuvor, einen viel zu positiven Namen für dieses Festival. Ihre Musik ist es teilweise aber auch. Aber vor allem ist sie ein kategorisierungs Alptraum für mich als Rezensenten. Ja es gibt knarzige Sludge einschläge. Es gibt doomige Passagen und es gibt sogar einflüsse von Post Punk. Darüber thront der Klargesang ihrer Frontfrau und sogar einige jazzige Abschnitte sind vorhanden. Wie ihr das ganze einordenen wollt bleibt euch selbst überlassen.
Fen sind da wieder eine einfachere Sache. Die Engländer aus den Fens, einer Region im Osten des Landes von der sie ihren Bandnamen her ableiten. spielen Post Black Metal. Dabei betonen sie allerdings das Black Metal etwas stärker in ihrem Sound als etwa die Genre Kollegen von Der Weg Einer Freiheit. Ihr Sound ist deutlich rauer aber immer noch melodisch. Den Großteil des Sets agiert die Band, aufgrund der Beleuchtung, als Shadow People. Erst zum Ende des Gigs klart das Set und damit auch das Licht auf.
Takh, die nun den Abschluss im Triptychon spielen, sind auch nicht einfach zu fassen. Die Band kommt zwar nicht aus Deutschland, doch ihr Frontmann erweckt optisch den Eindruck als sei er der typische Deutsche durchschnitts Papa mit einem VW Passat vor der Haustür. Dieses Bild wird zerrüttet als er neben seiner warmen gesangsstimme zum Ende des Stets auch einige harsche Growls auspackt. Das ganze wirkt noch beeindruckender wenn man bedenkt wie schwer dieser Gesangsstil im Sitzen sein kann. Den zusätzlich zum Drummer, hat er sich vor diesem noch eine Percussion aufgebaut die er konsequent während des Sets auch spielt. Das sorgt zwar für einen satten Sound an der Schlaginstrumente Front. Aber eben auch dafür das man den Mann im hinteren Bereich nur eingeschränkt sehen kann.
Unru sorgen im Sputnikcafe genau dafür. Unru(he)^^. Die Black Metal Band hätte eigentlich einen früheren Slot im Billing gehabt, übernehmen jetzt aber den Platz von Sun Worship. Ihren eigentlich Slot übernahmen zuvor bereits Blood Specter. Das die Band eine Keyboarderin hat kann man sehen. Hören leider nicht. Zwar spielt sie zur Einleitung des Sets noch mit ,diesem ihrem Instrument, eine Art Intro. Aber mit dem einsetzten des wuchtigen Schlagzeugs und der Gitarren und Bass wird sie unter der Wall Of Noise förmlich begraben. Das ist schade da die Songs der Band wirklich gut sind und, gerade moderne Black Metal Vertreter, das Keyboard, welches den Sound von Bands wie Emperor, Satyricon oder ja auch Dimmu Borgier und damit das Genre in den 90ern, schwer geprägt hat, weitestgehend aus ihrem Bandgefüge verbannt haben. Hier hätte ich mir etwas differenzierteren Sound gewünscht.
Diesen haben dafür die Headliner des heutigen Abends. Die nach dem Protagonisten des Herman Melville Klassikers „Moby Dick“ benannten Süddeutschen Ahab sind für ihren nautischen Doom bekannt. Daher ist die Bühne auch in ein tiefes Blau getaucht und die Musiker sind während des gesamten Sets nur als Silhouetten zu erkennen. Ihre Musik ist mir in den Studioversionen teilweise zu proggie, da sie auch häufiger zu jazzartigen Improvisationen neigen. Live kommt die Musik aber wirklich druckvoll und Straight rüber. Wen sie da genau noch als Gastmusiker auf die Bühne geholt haben kann ich leider nicht sagen. dafür bin ich zu wenig im Ahab Universum unterwegs. Aber als Abschluss eines, diesmal etwas Chaotischen, Festivals definitiv stilvoll.
Fazit. Auch wenn diese Jahr einiges nicht ganz so glatt lief, die ganz großen Exzentriker fehlten und es eigentlich, bis auf das Grafikdesigne, diesmal keinen Lovecraft Bezug gab, war es mir wieder ein inneres Taubenvergifften (Sagt man doch so im Black Metal oder?) einem der wichtigsten Kultur Festivals der dunklen Künste beizuwohnen. Es sei noch gesagt dass das Festival 2026 wieder gewohnt am Karsamstag und Ostersonntag stattfinden wird. Dann hoffentlich ohne Ausfälle. Bis dahin.
Cheers
PS: Dieses Review hat viel Zeit und Energie gekostet. Es war schwierig mit einer nicht aktuellen Setlist zu arbeiten und die ganzen Änderungen komplett zu berücksichtigen. Festivalreviews brauchen immer eine längere Zeit und in dieser können Erinnerungen verblassen. Gerade durch die etwas anderen Umstände kann es also sein das einige Dinge nicht komplett wiedergegeben wurden und Dinge in Vergessenheit geraten sind. Ich bitte dies zu verzeihen und gegebenenfalls mit einem Kommentar zu korrigieren oder zu ergänzen.
